Parotitis

Klassifikation nach ICD-10
B26 Parotitis
K11.9 Krankheit der Speicheldrüsen, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine Parotitis, von altgriechisch παρωτῖτις parōtĩtis, deutsch ‚Parotitis, Ohrspeicheldrüsenentzündung‘ (historisch Feusel), ist eine akute oder chronische Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea).[1][2]

Ursachen können bakterielle oder virale Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder andere Allgemeinerkrankungen sein. Ferner tritt eine Parotitis auch als Folge einer Strahlentherapie auf.[3]

Einteilung

Folgende Klassifikation ist gebräuchlich:[3][4]

  • akute eitrige Parotitis durch bakterielle Infektion (meist Staphylococcus aureus)
  • chronisch-rezidivierende Parotitis, wiederholte Schübe einer akuten eitrigen Parotitis, tritt häufig im Kindesalter auf und führt zu bindegewebigem Umbau mit Drüsenatrophie und relativer Mundtrockenheit
  • Parotitis epidemica (Mumps)
  • chronische Sialadenitis Sjögren-Syndrom, Heerfordt-Syndrom (Sarkoidose)
  • Strahlensialadenitis nach Bestrahlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich.
  • Marantische Parotitis als Folge einer Exsikkose bei alten Patienten

Klinische Erscheinungen

Je nach vorliegender Form der Parotitis unterscheiden sich die klinischen Veränderungen erheblich.[3]

  • akute eitrige Parotitis: einseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüse mit Rötung, Schmerzhaftigkeit und Fieber sowie mögliche Kieferklemme
  • chronisch-rezidivierende Parotitis: Schübe akuter Entzündungen, dazwischen Geschmacksstörung, im Verlauf härter werdende Struktur der Drüse[5]
  • Parotitis epidemica: meist Kleinkinder, in der Regel beidseitige Schwellung, eventuell mit begleitender Schwellung der Augenlider und des Gehörganges, siehe Mumps
  • chronische Sialadenitis: Mundtrockenheit, eventuell Müdigkeit (beim Sjögren-Syndrom) oder subfebrile Temperaturen, Erythema nodosum und Iridozyklitis (beim Heerfordt-Syndrom)
  • Strahlensialadenitis: Mundtrockenheit und Geschmacksstörung
  • Marantische Parotitis: einseitig, oft bei Exsikkose, einseitige, schmerzhafte Schwellung, eventuell Rötung und Fieber[6]

Diagnostik

Zu den Befunden der körperlich Untersuchung gehört die Beurteilung des Drüsensekretes (eitrig, trocken oder klar). An bildgebende Verfahren der ersten Wahl stehen Sonographie und Sialographie zur Verfügung.[3]

Behandlung

Bei einer nachgewiesenen bakteriellen Ursache erfolgt die Behandlung einer Parotitis in der Regel mit einem Antibiotika-Präparat, beispielsweise mit Amoxicillin. Zusätzlich können schmerzlindernde und fiebersenkende Arzneimittel zum Einsatz kommen. Je nach Schwere des Verlaufes kann auch der Einsatz von Corticosteroiden angezeigt sein.

Differentialdiagnostik

Abzugrenzen sind:[7]

Literatur

  • Carlson, Eric R., and Robert A. Ord, eds. Salivary Gland Pathology: Diagnosis and Management. 3rd ed. Hoboken, NJ: Wiley-Blackwell, 2021. Print.
  • AWMF Leitlinie "Lymphknotenvergrößerung" (025-020)
  • M. Wilson, Sh. Pandey: Parotitis. In: StatPearls [Internet], 2021, PMID 32809570, StatPearls

Einzelnachweise

  1. Eric R. Carlson, Robert Ord: Textbook and Color Atlas of Salivary Gland Pathology: Diagnosis and Management. John Wiley & Sons, 2009, ISBN 978-0-8138-0652-5 (google.com [abgerufen am 23. November 2021]). 
  2. Burkhard Schneeweiß: Auswirkungen von Kinderkrankheiten auf die orale Gesundheit. Zahnärztliche Mitteilungen, 1. Mai 2002, abgerufen am 23. November 2021. 
  3. a b c d Pschyrembel Online
  4. SALIVARY GLAND PATHOLOGY diagnosis and management. WILEY-BLACKWELL, [S.l.], ISBN 978-1-119-73014-9. 
  5. J. Zenk, M. Koch, N. Klintworth und H. Iro: Die chronisch rezidivierende Parotitis. In: HNO, Nr. 3, 2010, Chronisch-rezidivierende Parotitis
  6. eref.Thieme
  7. emedicine.medscape
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